Rathaus
1835 am 1. Mai verkaufte Konrad Karle an die Gemeinde ein Stück Matten im Kleinacker mit 4 Ruthen neben dem Weg und Martin Karle gelegen. Die Gemeinde kaufte das Grundstück zu 16 fl. Hier wurde noch im selben Jahr das erste Wembacher Rathaus erbaut.
Die Baukosten waren mit einem Wert von 496 fl. veranschlagt und wurden dann in absteigender Bietung zu 423 fl. an den Maurer Lorenz Kiefer, Todtmoos zugeschlagen, der sich alle anderen Gewerke einkaufen musste.
Folgende Handwerker waren beschäftigt:
Maurer: Lorenz Kiefer, Todtmoos
Steinhauer: Leonhard Wetzel, Schönau
Zimmermann: Michel Metzeler, Aitern
Schreiner: Franz Böhler, Aitern
Schlosser: Johann Knobel, Aitern
Glaser: Joh. G. Böhler, Aitern
Hafner: Leonhard Wetzel, Schönau
Blechner: Johann Knobel, Aitern
Der damalige Bürgermeister hieß Franz Anton Kappeler, die Gemeinderäte waren Josef Maier, Johann Georg Rümmele und Xaver Zimmermann.
Das Rathaus hatte mehrere Funktionen zu erfüllen:
Rathaus/Wachthaus
Aufbewahrung der Gemeindeschriften
Unterbringung der Feuerspritze und der „ Löschanstalten“
Bürgergefängnis (Der Ortsarrestraum sah allerdings nicht aus wie ein solcher, auch hatte er kaum einen Insassen zu beherbergen.) Im selben Raum wurden auch die Gemeindeschriften aufbewahrt.
Im Ortsbereisungsprotokoll von 1853 heißt es:
„... mit Ziegeldach, ist i. G. in einem guten Zustande. Im Souterrain ist die Feuerspritzenremise mit Feuerspritze u. Feuereimern.
Wachtstube und der anstoßende Arrest:
„Sind in erträglichem Zustande. Der Arrest wird von der Wachtstube geheizt, was bisher geduldet wurde, weil Arrestierungen in Wembach zu den Seltenheiten gehören.“
Die Anschaffung von Vorfenstern wird empfohlen. Das Archiv ist in der Wachtstube, wo genügend große Schränke vorhanden sind. Die Registratur hat Bgm. (Marx) in Schindeln in seiner Wohnung in einem Fächerschrank. 1852 wurde die Registratur von Ratschreiber und Lehrer Eckert neu geordnet. Der jetzige Ratschreiber Köpfer hat diese Arbeiten vervollständigt. Fäulnisansatz im Gebälk des Wachthauses.
Bei der Ortsbereisung 1854 wurde festgestellt, dass die Peitsche im Arrestraum fehlt, eine Uhr wurde jedoch angeschafft. Die Ratssitzungen finden entweder im Schulzimmer, im Rathaus oder in der Wohnung des Bürgermeisters Marx statt. Sitzungstag war der Donnerstag.
1855 wurde bemerkt:
Im Wachtlokal ist ein neuer Dielenboden notwendig, da wegen des schwachen Untergebälks im Winter die Kälte in das Zimmer dringt.
In den 50er bis 90er Jahren gab es viele Mängel, die anlässlich der Ortsbereisungen festgestellt wurden.
Bei der Ortsbereisung 1862 wurde das Rathaus als „eine jener unglücklichen Schöpfungen der dreißiger Jahre“ bezeichnet, „wie er auch noch in anderen Gemeinden anzutreffen ist, diese Bauten aber nach und nach entfernt werden“ (Anmerkung: In Wembach musste das Rathaus dann allerdings noch ganze 125 Jahre Dienst tun.)
1865 war das Dach reparaturbedürftig und man forderte 6 weitere Stühle, da das Rathaus bis dahin nur 2 schmale, unbequeme Brücken und 3 Stühle besaß. Das Dach wurde repariert und die Stühle wurden dann auch beschafft.
Der Ortsarrest wurde von der Gemeinde aufgegeben, weil er sowieso nie benutzt wurde; der Raum sollte nur noch für die Akten genutzt werden. Das Bezirksamt verlangte jedoch einen Arrestraum und somit mussten die Akten weichen und Wembach hatte wieder ein Gefängnis. Das kleine Zimmer neben dem Ratszimmer im Rathaus wurde, wie schon früher, wieder Ortsarrest und die Registraturschränke wieder ins Ratszimmer gestellt, trotz der extrem beengten Verhältnisse. Der GR musste diese behördliche Anordnung befolgen, obwohl sie für die Gemeinde absurd erscheinen musste, denn es wurde bemerkt, dass sich noch kaum ein Insasse im Gefängnis befand.
1867 war das Tor zur Spritzenremise schadhaft und musste repariert werden.
1871 wurde festgestellt, dass die Tür zum Arrestraum wurmstichig sei und im Arrestraum die Peitsche fehle!
1874 wurde das Glöcklein für den noch zu erstellenden Rathausturm eingeweiht. Aus diesem Anlass wurde gefeiert und die Gemeinde lud die Schulkinder ins Gasthaus „Zum Engel“ ein.
1875 wurde der Glockenturm dem Rathäusle aufgesetzt. Johann Georg Lais von Böllen fertigte den Plan für das Türmchen. Dieser stieß jedoch zuerst auf Widerstand bei den Behörden.
Zimmermeister Johann Gerspacher aus Oberhepschingen, Maurermeister Wetzel und Ziegler Wilhelm Böhler waren mit diesem Umbau beschäftigt.
1880 bekam das Rathaus einen neuen Ofen. Johann Georg Rüscher aus Geschwend setzte ihn.
1884 wurde ein neues Glockenseil sowie ein Nachttopf für den Bürgerarrest beschafft. Letzterer kostete 35 Pfennig.
1886 wurde der eiserne Ofen versetzt.
1887 bis 1889 waren Reparaturen am Mauerwerk und an der Bedachung notwendig.
1891 hieß es: „Die Grube des Abtritts beim Rathause ist nur zu etwa einem Drittel von morschen Flöcklingen gedeckt.“
1894 „Dem Aborte im Rathause fehlt der Deckel, was zur Folge hat, dass die Luft im Abtritt durch die ungehindert aufsteigenden Gase gänzlich verpestet u. ein Verweilen in diesem Raume kaum möglich ist.“
1896 wurde ein neuer Dachstuhl in Form eines Walmdaches aufs „Rothisli“ gesetzt. 2300 alte Ziegel wurden versteigert, die meisten davon kaufte Konrad Höfer.
Es wurden das Spritzenremisentor und die Abortgrube erneuert sowie die Eingangstreppe versetzt.
Die beteiligten Handwerker waren: Maurer Engesser aus Schönau, Zimmerleute August Böhler von Wembach und Daniel Schelshorn von Schönenberg und Blechner Camil Schäuble aus Schönau.
1903 sollte das Grundbuchamt nach Schönau verlegt werden. Das wollten die Wembacher nicht. Sie stellten sogar einen Rathausneubau in Aussicht, da ihnen der Weg nach Schönau als zu lang erschien. Die Verlegung kam und danach wollten die Wembacher Räte auch nichts mehr vom Bauen am Rathaus wissen.
1912 wurde am Rathaus renoviert. Unter anderem bekam das Türmchen ein neues Blechdach.
1914 wurde ein Vorplatzanbau mit Abort an das Rathaus angebaut. Architekt Rösch war Planer und der Kostenvoranschlag belief sich auf 2100 Mark. Diese Summe wurde aber um 400 Mark überschritten.
Bei diesem Umbau wurden die Zwischenwände im Innern des Rathauses durchgebrochen und es entstand ein einziger Raum. Der Dachstuhl wurde abgeändert und bekam wieder annähernd die alte Form (wie vor dem Umbau 1896). Auf der Nordseite wurde ein kleiner Anbau angebracht der als Diele diente und von wo aus der Abort sowie das Glockenseil zu erreichen waren.
Die Umbaumaßnahmen wurden von Architekt Rösch im Kostenvoranschlag wie folgt beschrieben:
„Die Zwischenwände im Innern sollen beseitigt werden, so dass nur ein Raum als Gemeindezimmer erscheint. Der Eingang soll durch Erstellen eines Vorraums enthaltend Wartraum und Abort geschützt werden. Der Dachstuhl muss abgeändert und in seine ursprüngliche Form gebracht werden.
Das Kamin soll, um Platz zu sparen, in die nördliche Umfassungswand neu aufgeführt werden. Im östlichen Giebel soll ein Lichtfenster eingesetzt werden. An die Stelle des Lichtfensters in der nördlichen Umfassungswand soll ein eiserner Schrank gesetzt werden.
Im Vorplatz ist eine große Aktentruhe vorgesehen.“
1921 bekam das Rathaus eine „elektrische Beleuchtungsanlage“. Auch die Spritzenremise wurde mit elektrischem Licht versorgt.
Bis zum Jahr 1986 war das „Rothisli“ mehr oder weniger unverändert „im Dienst“. Danach, als das neue Rathaus am Ortseingang fertiggestellt war, wurde es zu privaten Wohnzwecken verkauft. Kurz darauf büßte das markante Gebäude den Glockenturm aus dem Jahre 1874 ein.